Comeback in Schlagerlaune
Die Coronapandemie bescherte der Kirchenmusik im Allgemeinen und den Vokalchören im Besonderen eine lange und schmerzhafte Durststrecke. Umso beschwingter und sangesfreudiger trat der Kirchenchor Großhabersdorf am 1. und 2. April bei seinem ersten Konzert seit vielen Jahren in der Pfarrscheune auf. An zwei Abenden unter dem Motto „Unterwegs“ ließen sich jeweils über achtzig Gäste von den Sängerinnen und Sängern mit auf eine abwechslungsreiche musikalische Reise um die Welt nehmen.
Chorleiter Gerhard Hess präsentierte ein buntes Reiseprogramm durch unterschiedliche musikalische Gefilde und Gefühlslagen: vom geistlichen Choral bis hin zum weltlichen Schlager, von der Renaissance über die Romantik bis zum deutschen Schlager, vom wehmütigen „Innsbruck ich muss dich lassen“ bis hin zum unbekümmerten Sommerschlager „Wochenend‘ und Sonnenschein“ der Comedian Harmonists.
Paul Gerhard gab mit dem kirchlichen Evergreen „Geh aus mein Herz und suche Freud“ das Motto des Abends vor: Ein Vorzug der menschliche Seele ist, dass sie auch geistig auf Reisen gehen und dabei so mancher Trübsal entfliehen kann. Die Musik ist dabei die beste Reiseleiterin – das durften die Gäste an diesem Abend am eigenen Leib (oder eher an der eigenen Seele) erfahren.
Auch der Humor kam nicht zu kurz: Ein Höhepunkt war die launige und schauspielerisch inszenierte Umdichtung von „Auf der Schwäbschen Eisenbahn“ – eine Hommage an die heimliche Königin der Eisenbahnen und unter Dorfnostalgikern schwer vermisste Bibertbahn: „Auf der fräng’schen Bibertbo.“
Bei aller Reiselust: Zuhause bleibt es doch am schönsten. Entsprechend endeten beide Konzertabende mit einem melancholischen Bekenntnis zur Heimat als Zugabe: „Kein schöner Land in dieser Zeit.“